Content of the novel DEADLOCK

Josella Simone Playton


Mitte des 22. Jahrhunderts. Die Menscheit lebt unter der politischen Bevormundung der Weltbevölkerungskonferenz. Diese aus den Wirren der Ökokriege hervorgegangene Nachfolge-Organisation der UN hat schon längst die vollständige Räumung der Erde verfügt, um die ökologische Erholung des Planeten und seine Erhaltung als Treuhandgebiet der Menschheit und als historisches Museum sicherzustellen.

Einziges Zugeständnis an den Wunsch, sich auf der Erde aufhalten zu können, ist eine schwimmende Stadt, die hauptsächlich touristisch genutzt wird. Die Menschheit lebt aber auf den 'Außenwelten', das heißt, auf den verschiedenen Planeten und Monden und Städten des Sonnensystems.

Der Stadttechnikerin Joycelyn Pemberton unterläuft bei einem Routinemanöver im Nordatlantik ein Fehler. Die unkooperative Software des Stadtrechners erlaubt nicht mehr, die Ventile von Balasttanks zu schließen. Dadurch droht die Stadt innerhalb von 11 Tagen zu sinken. Eine manuelle Steuerung ist nicht möglich.

Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Die technischen Optionen werden geprüft und Notfallpläne erstellt. Schnell stellt sich heraus, daß die einzig verbleibende Option die ist, die gesamte Stadt in der Nordsee stranden zu lassen und die Menschen dort auf das feste Land zu retten.

Auf dem Wege dorthin gibt es jedoch immer weitere Probleme, und die Schäden an der Stadt nehmen zu, so daß die verbleibende Zeitspanne noch einmal verkürzt wird. Die gesamte technische Infrastruktur stellt sich als unvollständig und einer möglichen Fehlfunktion des Stadtrechners selbst nicht angemessen heraus. Personal- und Kompetenzmangel tun das ihre. Niemand hat Erfahrung, wie man über eine Millionen Menschen ohne Hilfe von außen evakuiert und wochenlang versorgt.

Um das Maß voll zu machen, wird die Stadt, als sie Tage später bereits in die Nordsee eingedrungen ist, angegriffen: Aus der Richtung der beabsichtigten Landestelle in der Gegend der Eiderstädter Halbinsel, die wie der ganze Planet unbewohnt sein sollte, werden Cruise Missiles in Richtung auf die Stadt abgeschossen. Diese Angriffe richten keinen Schaden an, weil sie offenbar ohne Konzept und Expertise vorgetragen werden, trotzdem ist klar, daß mit dem, was an Waffen immer noch von den ökologischen Kriegen übrig geblieben sein mag, jederzeit mit mehr Erfolg beliebige Schäden bewirkt werden könnten.

Die Ernsthaftigkeit der Bedrohung durch diese Schützen, deren Identität und Absicht völlig unklar ist, wird demonstriert, indem einige Flugzeuge, die die Region der geplanten Strandung aus der Luft kartographieren sollen, abgeschossen werden.

Inzwischen ist die Stadttechnikerin Joycelyn Pemberton praktisch zur faktischen Stadtkommandantin aufgestiegen, da die eigentlich Verantwortlichen bei Arbeiten an Wassereinbruchsstellen ums Leben gekommen oder einfach nicht auffindbar sind. Auf ihren Schultern lastet die gesamte Verantwortung. Sie MÜSSEN die Eiderstädter Halbinsel zur Strandung verwenden, da andere Küstenstriche, die auch noch geeignet wären, durch Hinterlassenschaften aus den Ökokriegen dazu ungeeignet sind. Kompetente Fachleute stehen ihr inzwischen zur Seite, aber die letzten Entscheidungen bleiben immer bei ihr - ob sie das mag oder nicht.

Der letzte Anlauf auf den Strand bei St. Peter Ording (das es nicht mehr gibt) wird durch ein Orkantief verkompliziert. Während alle Bewohner der Stadt an deren Bug bereits die eigentliche Strandung erwarten, ist sie, ganz allein, die letzte Angehörige des nautischen Dienstes, die in der zentralen Leitwarte darauf aufpassen muß, daß der defekte Stadtrechner nicht doch noch in letzter Sekunde von sich aus die Strandung verhindert. Dann beginnt sie den langen, gefährlichen Lauf durch die Korridore der langsam zerbrechenden Stadt nach vorne, um sich dem Rest der Stadtbevölkerung wieder anzuschließen.

Der Orkan, Konsequenz des Treibhauseffektes, der die Erde immer noch fest im Griff hat, bewirkt aber auch auf unvorhergesehene Weise, daß es leicht möglich ist, all die Menschen auf die Sandbank zu evakuieren. Joycelyn Pemperton ist sich aber bewußt, daß es bei einem solchen Vorhaben naturgemäß Verluste gibt, selbst bei günstigstem Verlauf. Sie haben Hinweise, daß hunderte von Menschen, die aus irgendwelchen Gründen dem Aufruf zur Evakuierung nicht gefolgt sind, in den vollaufenden Räumen der Stadt ertrinken. Und es gibt nichts, was man jetzt noch dagegen tun kann.

Es werden Wochen vergehen, bis genügend Schiffe der Außenwelten gelandet sind, um die Menschen, die praktisch ohne Schutz und mit wenig Hilfsmitteln der Witterung ausgesetzt sind, an Bord zu nehmen und wieder nach Hause zu bringen. Joycelyn ist wild entschlossen, für diese Zeit wenigstens etwas gegen die Bedrohung durch diese unbekannten Schützen zu tun.

Das gelingt ihr wider Erwarten. In einem nächtlichen Husarenstück findet sie ein Quartier dieser Leute und richtet dort selbst soviel Schaden an, daß nicht mehr mit Angriffen zu rechnen ist, bis Truppen der Weltbevölkerungskonferenz landen und sich der Sache annehmen werden.

Allerdings bleibt immer noch völlig unklar, wer sich so lange unerkannt auf der Erde aufgehalten hat, und warum.


Wenn sie überhaupt etwas aus der Sache gelernt hat, dann nicht, daß Software unzuverlässig ist (das weiß man schon seit Jahrhunderten), sondern wie schwer es ist, einer Verantwortung für über eine Million Menschenleben gerecht zu werden, wenn man diese plötzlich bekommen hat, ohne sich darum zu drängen. Die ganze Zeit hat es nie ideale Lösungen oder 'richtigste' Entscheidungen gegeben - nur die Wahl zwichen Fehlern und großen Fehlern. Nachher ist man immer weiser, und man weiß, daß man die Situation nicht beherrscht hat - die Situation hat die Musik gespielt.

Die Berufstragik der Joycelyn Pemberton ist: Egal, wie gut oder wie schlecht sie ihren Job als Stadttechnikerin und dann als Stadtkommandantin gemacht hat: Sie wird beides nie wieder sein. Denn es wird nie mehr eine Stadt auf der Erde geben.

Der Roman hat deshalb eigentlich auch kein Happy-End. Da liegen einige Milliarden Tonnen Schrottt vor der Eiderstädter Halbinsel im Wasser - und der Leser hat im Laufe der Geschichte mit bekommen, daß noch sehr viel mehr Schrott auf der Erde herumliegt. Von den 1.25 Millionen Menschen haben nicht alle, sondern nur die allermeisten übelebt. Dazu kommen die unangenehmen Dinge, die sie und ihre Mitstreiter an Land entdeckt haben, und die die moralische und juristische Integrität der Weltbevölkerungskonferenz in ein sehr schlechtes Licht rücken.


Die Beschreibung der technischen Schwierigkeiten des ganzen Handlungsablaufes wird stellenweise sehr detailiiert. Soweit es Software- und Rechner-Gesichtspunkte sind, sind die Vorgänge nach heutigem Wissen schlüssig und in sich konsistent. Die Beschreibung des Fleischmann-Pons-Reaktors ist fiktiv, aber physikalisch plausibel.


© 1996, 1997 Josella Simone Playton 97-09-06 23:59:59 MESZ


Zurück zu meiner Hauptseite

Sie sind Leserin dieser Seite Nummer


This page hosted by GeoCities Get your own Free Home Page